Verbringen Sie ein Genießer-Wochenende in Viljandi
Dieses Städtchen hat das gewisse Etwas: ein hübsches Zentrum, einen See, eine lebendige Kulturszene und gute Gelegenheiten für Einkehrschwünge.
Viljandi ist ein bildhübsches und beneidenswert entspanntes Städtchen. Wer Ruhe sucht, aber trotzdem nicht die Zivilisation fliehen will, der sollte es unbedingt mit Viljandi versuchen. Man wird sich wechselseitig mögen.
Müßiggang – dieses schöne alte Wort, das heute kaum noch jemand kennt (geschweige denn, seinen Inhalt praktiziert) – passt perfekt zu Viljandi. Man könnte beinahe sagen: Viljandi ist die Stadt des Müßiggangs.
Spazierengehen – auch in der alten Version des Flanierens –, dabei die Gedanken schweifen lassen, sich absichtslos umsehen, etwas entdecken und es ausführlich betrachten ..., bei schönem Wetter, Lust und Laune ein Bad im See nehmen, anschließend in der Sonne entspannen, um dann eines der netten kleinen Kaffees aufzusuchen und dort den Nachmittag einzuläuten: All das kann man wirklich kaum irgendwo besser als in diesem mit dem Geist des Savoir-vivres gesegneten Ort.
Über Viljandi
Rund 18.000 Einwohner zählt Viljandi. Es liegt im Landesinneren, etwa auf halber Strecke zwischen dem westestnischen Seebad Pärnu und der Universitätsstadt Tartu, auf leicht hügeligem Gelände an den Ufern eines langgestreckten Sees, der praktischerweise just auf denselben Namen wie die Stadt hört.
Architektonische Perlen, erholsame Parks und ein Badesee
Das Städtchen ist auffallend grün. Es verfügt über mehrere Parks, anregend plätschernde Brunnen und eine gewachsene und attraktive Architektur – unter anderem gibt es viele Holzhäuser und sehenswerte alte Villen.
Mehrere Kirchen sind zu bewundern, darunter mit der Pauluskirche ein beeindruckender Sakralbau und mit der Johanniskirche die Kirche mit Estlands aufwändigstem Glockenspiel – und die berühmte Ruinen der ehemaligen Ordensburg. Auf deren Gelände findet alljährlich das größte und landesweit beliebte Folkmusic-Festival Estlands statt.
Quelle: Felix Hau, Visit Estonia
Festivalort mit lebendiger Kulturszene
Traditionell empfängt Viljandi am letzten Juliwochenende Fans des Folkmusic-Genres. In den Festivaltagen verdoppelt sich die „Einwohnerzahl" regelmäßig: Das Viljandi Folk-Festival ist ausgesprochen beliebt und gut besucht – und es ist nicht das einzige musikalische Event, das hier übers Jahr stattfindet; auch das Gitarrenfestival, beispielsweise, hat Tradition.
Überhaupt ist Viljandi eine echte Kulturstadt, die selbstverständlich über ein eigenes Theater, mehrere Museen und Kunstgalerien und sogar über eine Kulturakademie (als Außenstelle der Universität Tartu) verfügt.
Quelle: Marek Metslaid, Visit Estonia
Ikonische Orte, die Sie gesehen haben sollten
Das Kondas-Zentrum
Es gibt Orte, die machen einen Augenblick lang sprachlos. Nicht, weil sie überwältigen – das tun sie nicht. Nein, sie sind von jener stillen Art, die nicht schreit, nicht mit Pomp und Pathos antritt, sondern uns einfach nur in eine andere Welt entführt. Das Kondas-Zentrum in Viljandi ist ein solcher Ort.
Es widmet sich der „Naiven Kunst“, Bildern in diesem Fall, die das Leben nicht als das sehen, was es ist, sondern als das, was es sein könnte (was man freilich auch haargenau anders herum betrachten kann). Paul Kondas, der Namensgeber, schuf diese Werke mit einer Schlichtheit und Ehrlichkeit, die auf den ersten Blick kindlich erscheinen mag, doch bald schon wird klar: Hier spricht eine Stimme, die mehr von der Welt verstanden hat, als sie zu wissen vorgibt.
Vielleicht sind Ihnen die Erdbeeren bereits aufgefallen, die Viljandi an mehreren Stellen in Skulpturfom prägen? Die verweisen auf Paul Kondas. Denn sein Erdbeerbild, das Sie im Zentrum natürlich näher betrachten können, ist sein berühmtestes Werk.
In den Ausstellungsräumen des kleinen Kondas-Zentrums verweilen Sie nicht einfach, Sie träumen. Und wer träumen kann, versteht vielleicht auch das Leben ein Stück weit besser.
Quelle: Felix Hau, Visit Estonia
Der Treppenberg
Es gibt Wege, die führen einfach nur von A nach B. Und dann gibt es den Treppenberg in Viljandi. Er windet sich in fünf Etappen den Hang hinauf, als wolle er den Himmel erklimmen, und mit jedem Schritt, den man setzt, fragt man sich, ob es nicht doch einfacher gewesen wäre, eine der Straßen zu nehmen, die demselben Zweck dienen: nämlich den See mit der Stadt zu verbinden.
Aber der Treppenberg ist nicht für die Eiligen gemacht. Er zwingt einen, langsamer zu werden und während die Beine protestieren, beginnt der Geist zu fliegen. Oben angekommen, dreht man sich um und es öffnet sich der Blick auf den See, der sich unter der Sonne spiegelt …
Und dann denkt man, verschwitzt wie man an diesem recht heißen Sommertag ist: Ok, jetzt einfach gleich wieder runter. Am See weht ein leichter Wind und es gibt etwas zu Trinken …
Quelle: Visit Viljandi
Die Eiche mit Schaukel
Ganz in der Nähe steht an den Hängen Viljandis eine Eiche – mit Blick über den See: fest verwurzelt, ein Zeuge der Zeit. Sie hat schon vieles gesehen. Doch was diese Eiche besonders macht, ist die Schaukel, die an ihr befestigt ist. Eine Schaukel, wie sie im Buche steht, könnte man sagen. Schlicht: ein Seil, ein Brett – das genügt.
Es gibt verschiedene Geschichten über diesen Ort und dazu, wie er entstanden ist. Alle erzählen von Sehnsucht und Liebe.
Ja, es ist ein romantischer Ort. Aber er hat noch einen weiteren Aspekt: Hier schaukelt nicht nur das Kind, das die Welt noch nicht kennt, hier schaukelt auch der Erwachsene, der für einen Moment wieder Kind sein darf. Die Zeit verlangsamt sich, die Luft wird klarer, und für einen Augenblick ist die Schwere des Alltags vergessen.
Eine Schaukel unter einer Eiche – manchmal braucht man nicht mehr, um glücklich zu sein.
Quelle: Terttu Jazepov, VIsit Estonia
Die Kassisaba-Straße
Auch die Kassisaba-Straße in Viljandi ist quasi direkt um die Ecke. Was hier „Straße“ heißt, ist aber eher ein Pfad. Und der ist in Teilen ein bisschen so, wie man sich das aus uralten Zeiten vorstellt: Man sieht förmlich die Holzkarren, die hier, entlang der Mauer, früher unterwegs gewesen sind. Besonders schön wirkt der Ort übrigens am Abend, wenn der Pfad beleuchtet wird.
Es wäre falsch, diese Straße als eine bloße Sehenswürdigkeit zu beschreiben. Sie vermittelt vielmehr ein Gefühl. Es ist das Gefühl von Ruhe, das in den Winkeln dieses Pfades wohnt, der die PIKK-Straße mit der Ruine der Burg verbindet. Der Passant wird hier Teil eines stillen Viljandis, und für einen kurzen Moment scheint die Welt sich nicht zu drehen.
Quelle: Jaan Männik / Visit Viljandi
Der See mit seinen herrlichen Beach-Bars
Der See von Viljandi liegt wie ein Spiegel in der Landschaft, ruhig, weit, und doch voller Leben. An seinen Ufern findet sich ein schöner Strand und mittlerweile auch einige Beachbars, die sich ins Surrounding so selbstverständlich eingefügt haben, als wären sie immer schon da gewesen. Im Sommer kann es hier richtig voll und lebhaft werden.
Nun könnte man sagen, das sei nichts Besonderes – Beachbars gibt es überall. Aber diese hier, am See von Viljandi, sie haben etwas Unaufgeregtes, etwas, das die Sinne zur Ruhe kommen lässt. Vielleicht ist es der Blick über das Wasser, der das Herz beruhigt. Vielleicht ist es die Tatsache, dass man hier nicht viel braucht, um sich wohlzufühlen. Nur das, was ist: Wasser, Wind, ein Getränk und das Gefühl, dass die Welt in diesem Moment genau richtig ist.
Quelle: Felix Hau, Visit Estonia
Und natürlich: Die Ruinen der Ordensburg …
1224 wurde sozusagen der Grundstein für die Burganlage gelegt. Dass das schon eine ganze Zeit lang her ist, kann man heute daran erkennen, dass auch beinahe nichts anderes außer diesen Grundsteinen erhalten geblieben ist. Während der wechselvollen Geschichte Estlands und im Zuge der zu ihr gehörenden Kriege wurde die Ordensburg beinahe vollständig zerstört.
Trotzdem lohnt ein Besuch sehr; der Ort hat durchaus etwas Besonderes und die Aussicht vom Schlossberg, auf dem die Ruine der ehemaligen Ordensburg eine herrliche mittelalterliche Kulisse abgibt, ist wunderbar:
Man schaut direkt hinunter auf den See und hinüber auf den komplett bewaldeten Teil des Ufers. „Pittoresk" ist just das, was einem dazu als Begriff einfallen will.
Quelle: Terttu Jazepov, Visit Estonia
… und die schöne alte Hängebrücke
Und dann läuft man ein bisschen im Schlosspark herum. Dass an dessen Hängen bisweilen Schafe grasen, mitten in der Stadt, wundert einen bereits nicht mehr – und die schöne, fast 100 Jahre alte Hängebrücke nimmt man in dieser Umgebung so selbstverständlich hin wie andernorts die typische und erwartete Architektur eines Bahnhofvorplatzes.
Es passt hier einfach alles.
Quelle: Terttu Jazepov, Visit Estonia
Leibliche Genüsse
Auf diesen Teil des Textes wird der eine oder die andere bereits sehnsüchtig gewartet haben. Denn genießen kann man natürlich nicht nur rein geistig-seelisch durch Betrachtung und Kontemplation, sondern auch sehr handfest – zum Beispiel bei einem leckeren Essen.
Zwei konkrete Empfehlungen
Die Gastronomieszene Viljandis ist vielfältig. Insbesondere empfehlenswert sind die klassischen estnischen „Kohviks" („Cafés"), in denen es typischerweise nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern in aller Regel auch eine kleine Karte mit exquisiten Speisen gibt.
Mindestens das Café Fellin und das koduKOHVIK sollte man während eines Aufenthaltes in Viljandi unbedingt aufsuchen; das Café Fellinn trägt zu Recht und mit Stolz die Auszeichnung als MICHELIN Bib Gourmand-Restaurant.
Quelle: Terttu Jazepov, Visit Estonia
Zu guter Letzt:
Und wenn man an diesem Viljandi-Wochenende alles richtig machen will – und das nötige Kleingeld für die kleine Extraportion Paradies hat –, dann mietet man sich im aufwändig sanierten Boutiquehotel Schloss Fellin ein, das neben seiner gediegenen Einrichtung und seiner großartigen Lage praktischerweise auch noch über ein empfehlenswertes Restaurant verfügt.
Im kleinen, exquisiten SPA-Bereich des Hotels lässt es sich prächtig entspannen – und die Zimmer sind ... ohne Worte.
Quelle: Schloss Fellin, Visit Estonia
Viljandi im Überblick
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Last updated
19.10.2024