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 die Altstadt von TallinnQuelle: Kaupo Kalda

Estland auf den Welterbe-Listen der UNESCO

Die UNESCO hat zwölf Aspekte der estnischen Kultur und Landschaft als erhaltenswert und international bedeutsam gelistet.

Estlands vielseitiges Kulturerbe blieb nicht unbemerkt. Von Architektur und Gesang über die Saunatradition bis zu Biosphärenreservaten, Bildungsprojekten und kreativen Städten reicht die Palette an UNESCO-Kostbarkeiten, deren Erforschung sich auf jeder Urlaubsreise lohnt.

Die UNESCO-Listen sind nach Themen unterteilt, in denen estnische Schätze aufgeführt sind:

  • Welterbestätten in Estland
  • die Weltgedächtnis-Liste der UNESCO
  • Immaterielles Kulturerbe
  • Biosphärenreservate in Estland
  • Kreativstädte in Estland

Welterbestätten in Estland

Das Erbe ist unser Vermächtnis aus der Vergangenheit, das wir heute leben und an zukünftige Generationen weitergeben. Orte, die als Welterbestätten aufgeführt sind, erzählen die einzigartige Geschichte des Landes und seiner Menschen. Sie sind natürliche oder kulturelle Wahrzeichen von außergewöhnlichem globalen Wert. Estland hat zwei Welterbestätten: die Altstadt von Tallinn und den Struve-Bogen.

Die Altstadt von Tallinn

Die Ursprünge Tallinns reichen bis in das 13. Jahrhundert zurück, als die missionierenden Ritter des Deutschen Ordens hier eine Burg errichteten. Bald danach entwickelte sich Tallinn zu einem der wichtigsten Zentren der Hanse.

Vom Wohlstand der Stadt zeugen die prächtigen öffentlichen Gebäude wie die Kirchen und Kaufmannshäuser, die in erstaunlichem Umfang überlebt haben, trotz der Verwüstungen durch Feuer und Krieg in den darauffolgenden Jahrhunderten. Tallinns Altstadt zählt zu den besterhaltenen mittelalterlichen Städten Europas.

Der Struve-Bogen

Am 15. Juli 2005 wurde der Struve-Bogen, der unter Leitung des Astronomen der Universität Tartu, Friedrich Georg Wilhelm Struve für die Vermessung der Form und der Größe der Erde in den Jahren 1816–1855 gegründet wurde, in das Unesco Welterbe aufgenommen. Der Struve-Bogen ist ein langgestrecktes Netz geodätischer Vermessungspunkte, er hat etwa den Verlauf eines Meridianbogens, ist fast 2820 km lang und reicht vom Norden Norwegens bis zum Schwarzen Meer. Von den ursprünglichen Vermessungspunkten sind 34 erhalten geblieben, drei von ihnen befinden sich in Estland: zwei Punkte in Võivere und Simuna sowie einer am Tartuer Observatorium (das Gebäude der Sternwarte). Die Gedenktafeln markieren die entsprechenden Stellen.

Die Weltgedächtnis-Liste der UNESCO

In der Weltgedächtnis-Liste der UNESCO (auch als Weltdokumentenerbe bekannt) sind solche Ereignisse aufgeführt, die Weltbedeutung besitzen und gut dokumentiert sind.

Der baltische Weg

Der baltische Weg (auch: „baltische Kette" genannt) war eine große Demonstration für die Unabhängigkeit von der Sowjetunion, die am 23. August 1989 in Estland, Lettland und Litauen stattfand. Während der Demonstration schlossen sich rund zwei Millionen Menschen zusammen und bildeten eine 600 Kilometer lange Menschenkette, die die drei Hauptstädte des Baltikums miteinander verband. In dem Dorf Lilli in Südestland kann man das Baltic Chain Memorial besuchen.

Immaterielles Kulturerbe

Das immaterielle Kulturerbe besteht aus Traditionen, Bräuchen und Praktiken, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Zum Beispiel verschiedene Formen von Handwerk, Rituale, Festivals, Musik und Geschichtenerzählen.

Die Rauchsauna von Võrumaa

Die Rauchsauna-Tradition ist ein wichtiger Teil des Alltagslebens in Võrumaa, der südlichsten Gemeinde Estlands. Sie umfasst eine reiche Sammlung alter Bräuche, zu denen die tatsächlichen Gepflogenheiten beim Baden, die Kunst, Saunaquaste herzustellen, der Bau und die Reparatur von Saunen und das Räuchern von Fleischwaren in der Sauna gehören.

Die Sauna ist ein Gebäude oder ein Raum, der mit einem Ofen beheizt wird, auf dem Steine liegen. In der Sauna befindet sich eine erhöhte Plattform zum Liegen oder Sitzen. Es gibt keinen Schornstein und der Rauch des brennenden Holzes zirkuliert im Raum. Die Rauchsauna-Tradition ist vorrangig eine Familientradition und wird gewöhnlich samstags durchgeführt, aber auch vor großen Festen oder Familientagen, um Körper und Geist zu entspannen.

Natürlich gibt es in Estland mehrere Rauchsaunen. Finde diejenige, die zu dir passt.

Der traditionelle Lebensstil der Kihnu-Insulaner

Vor der Westküste Estlands gelegen, ist die Insel Kihnu Heimat für rund 600 Inselbewohner. Die Insel unterhält bis heute enge Verbindungen zu ihren traditionellen Wurzeln, die bis heute lebendig erhalten und gepflegt werden.

Mit traditionellen Webstühlen und heimischer Wolle weben und stricken die Frauen Handschuhe, Strümpfe, Röcke und Blusen, die meist durch strahlende Farben, lebhafte Streifenmuster und aufwendige Stickereien charakterisiert sind. Die Hochzeitszeremonie auf Kihnu hat vorchristliche Wurzeln und dauert drei Tage.

Die Gesangstraditionen von Setomaa

Seto Leelo, der traditionelle Gesang der Setukesenin Setomaa, im Süden Estlands, nimmt Sie mit auf eine Reise in die jahrhundertealte Vergangenheit, an einen uralten Ort irgendwo auf dem Land. Für die Setos ist Singen natürlich und ein alltäglicher Brauch. Es ist eine Art, um Gedanken und Gefühle auszudrücken, um Erinnerungen zu bewahren und an zukünftige Generationen weiterzugeben.

Die Gesangstradition von Setomaa wird von älteren und jüngeren Generationen bewahrt und gut gepflegt. Die berühmtesten lokalen Sänger im Verlauf der Geschichte waren in der Lage, bis zu 20.000 Verse zu rezitieren, und sie tragen die Auszeichnung „Seto Mutter der Lieder".

Die Sänger- und Tanzfestivals in Estland, Lettland und Litauen

Diese Tradition teilen die drei baltischen Staaten; und sie stehen dafür gemeinsam auf der UNESCO-Liste.

In Estland nahm das Festival bereits im Jahr 1869, am Beginn der estnischen Nationalbewegung, seinen Anfang. Seither wird es alle fünf Jahre und mit tausenden Chorsängern und Tänzern in farbenprächtigen Nationalkostümen veranstaltet. Während das erste Liederfest in Tartu stattfand (1869), führten das wachsende Interesse und die große Popularität dazu, dass bald ein eigener Veranstaltungsort für das Festival notwendig wurde.

Seit 1928 ist das Sängerfeld, inmitten von malerischen Kiefernwäldern an der Küste Tallinns, die Heimat für das sehr beliebte Festival.

Bekannt ist dieses regelmäßige große Festival aufgrund seiner historischen Bedeutung für Estland und die Esten: 1988, kam es auf dem Tallinner Sängerfeld zu abendlichen Massendemonstrationen, die als Beginn der so genannten „Singenden Revolution" gelten, die wesentlich zur Unabhängigkeit Estlands und seiner beiden baltischen Nachbarn von der Sowjetunion beitrug.

Tanzveranstaltungen sind eine neuere Tradition aus dem Jahr 1934 und heute gehören für das moderne Publikum beide Traditionen untrennbar zusammen.

Die Einbaum-Boote des Soomaa Nationalparks

Der Einbaum von Soomaa ist ein einheimisches estnisches und finno-ugrisches Kulturerbe, das sich in den traditionellen Bautechniken des Einbaums sowie in seiner vielfältigen Nutzung, unter anderem als Alltagsfahrzeug bei den jährlichen Überschwemmungen im Nationalpark Soomaa, widerspiegelt. Heute bildet Soomaa die westliche Grenze des eurasischen Einsatzgebietes des Einbaums.

Auch wenn die Einbaumkultur in Soomaa dank der fünf Einbaummeister und der unterstützenden Gemeinde Soomaa derzeit recht lebensfähig ist, erfordert das längerfristige Überleben der Einbaumkultur in Soomaa weitere Anstrengungen und Schutzmaßnahmen.

Seit Dezember 2021 stehen Herstellung und Betrieb der Soomaa-Einbäume auf der Weltkulturerbe-Liste der UNESCO.

Biosphärenreservate in Estland

Ein Biosphärenreservat ist ein im Rahmen des UNESCO-Programms "Mensch und Biosphäre" anerkanntes Gebiet von internationaler Bedeutung, in dem sich Natur, Kultur und grüne Wirtschaft gegenseitig unterstützen.

Das Biosphärenreservat Westestnisches Archipel

Das Gebiet hat eine Gesamtfläche von 1.560.078 Hektar und erstreckt sich über drei Bezirke - Saare, Hiiu und Lääne. Der Grund, warum die Inseln Westestlands für das UNESCO-Programm "Mensch und Biosphäre" ausgewählt wurden, ist die einzigartige und vielfältige Natur Westestlands, die dank des Wissens der Bewohner, in Harmonie mit der fragilen Umwelt der Insel zu leben, überlebt hat. Das Wissen und die Fähigkeiten der Einwohner haben dazu beigetragen, die einzigartige, unberührte und vielfältige Natur über Hunderte von Jahren zu erhalten und im Einklang mit der Natur zu leben. Die Region bietet großartige Möglichkeiten, um das Meer, den Wald und die Landschaft zu erleben.

Sogar der Weltraum hat seine Spuren auf diesen besonderen Inseln hinterlassen. Vor 455 Millionen Jahren schlug ein Meteorit in den Hauptort von Kärdla auf Hiiumaa ein. Noch heute sind die Spuren des Kraters zu sehen. Ein deutlich jüngerer und kleinerer Meteoritenkrater befindet sich auf Saaremaa und heißt Kaali.

Die traditionellen, lokalen und leckeren Gerichte der westestnischen Inseln sind in Estland überall bekannt. Faszinierend ist auch das Kunsthandwerk auf den Inseln, das von der unberührten Natur inspiriert ist.

 

Kreativstädte in Estland

Ein Programm der UNESCO, das Städte für ihre Fähigkeit auszeichnet, Kultur und Kreativität zu nutzen, um nachhaltige Entwicklung zu fördern und Gemeinschaften in kulturelle Aktivitäten einzubinden. Damit soll die Lebensqualität verbessert und der interkulturelle Dialog gefördert werden.

Tartu: UNESCO-Literaturstadt

Am Ende des Jahres 2015 wurde Tartu ins Netzwerk der UNESCO-Kreativstädte aufgenommen und bekam den Titel „Internationale Literaturstadt". Das im Jahr 2004 gegründete Kreativstadt-Netzwerk beinhaltet auch andere Bereiche: Kinostädte, Gastronomiestädte, Musikstädte, usw., insgesamt sieben Kategorien.

Als drei internationale Initiativ-Ideen hat die Stadt Tartu literarische Projekte (als Pilotprojekt Bus-Poesie in den Stadtbussen von Tartu), Zusammenarbeit von Studenten auf dem Gebiet des Übersetzens, um Autoren der Partnerstaaten vorzustellen, und ein die Randgebiete der Städte vorstellendes literarisches Nicht-Stadt-Projekt, dessen Zielgruppe vor allem die Schöpfer der Texte und nicht-traditionelle Erlebnisse suchende Ortsansässige und Touristen sind, vorgeschlagen.

Viljandi - UNESCO Kreative Stadt für Handwerk und Volkskunst

Seit dem Jahr 2019 zählt die hübsche Stadt Viljandi zu den UNESCO Kreativ-Städten dieses Planeten. Diese Kreativ-Städte wertet die UNESCO als "Laboratorien für Ideen und innovative Praktiken". Durch innovatives Denken und Handeln leisteten sie einen "greifbaren Beitrag" zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung.

Die ausgewählten Städte zeichnen sich durch unterschiedliche Kunstformen aus – Viljandis Spezialität sind laut UNESCO-Erklärung Handwerk und Volkskunst. Die südestnische Stadt ist bekannt für ihr jährliches Folk Music Festival, das seit 1993 stattfindet und jedes Jahr rund 25.000 Besucher anzieht. Das ganze Jahr über finden im Speicher der traditionellen Musik (Pärimusmuusika Ait) in Viljandi viele Veranstaltungen statt.

Die Stadt beherbergt auch die Kulturakademie Viljandi der Universität Tartu, die unter anderem estnisches Kunsthandwerk lehrt. Ugala, das Theater von Viljandi, feierte 2020 sein 100-jähriges Bestehen.

Die Kreativstädte "arbeiten auf eine gemeinsame Mission hin: Kreativität und Kreativwirtschaft in den Mittelpunkt ihrer Stadtentwicklungspläne zu stellen, um die Städte im Einklang mit der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen sicher, widerstandsfähig, integrativ und nachhaltig zu machen", so die UNESCO.

Tallinn: UNESCO-Stadt der Musik

Im Jahr 2022 erhält Tallinn den UNESCO-Titel „Stadt der Musik". Damit ist die Hauptstadt Estlands eine von 49 neuen Städten, die zum Mitglied des UNESCO-Netzwerks der kreativen Städte ernannt wurden.

Tallinn ist das größte Zentrum der Musikkultur in Estland. Hier gibt es regelmäßig große internationale Festivals und Konzerte aller Stilrichtungen. Das bekannteste Beispiel für die reiche Musikgeschichte der Stadt ist das 1869 ins Leben gerufene Estnische Sänger- und Tanzfest (siehe auch oben unter „Immaterielles Kulturerbe").

Die Tallinn Music Week (Tallinner Musikwoche) ist ein weiteres regelmäßig stattfindendes musikalisches Großereignis, das in Estlands Hauptstadt Wurzeln geschlagen hat.

 

Entdecken Sie die UNESCO-Schätze in Estland

Ob Ihr besonderes Augenmerk auf Geschichte, Architektur, traditionellem Handwerk oder Musik liegt: in Estland gibt es in jedem Fall Etliches, das Sie in seinen Bann ziehen wird. Finden Sie hier Ihre Favoriten!

Ein Mann geht durch die Altstadt von Tallinn

Quelle: Rasmus Jurkatam

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