Die traditionellen Herbstfeiertage in Estland
Der Martinstag und der Gedenktag der Heiligen Katharina sind in Estland althergebrachte und landestypische Herbstfeiertage.
Im Spätherbst endet die Erntezeit und die Tage werden kälter und kürzer. In Estland, so wie auch in anderen Ländern des Nordens, wird diese Zeit des Jahres von Ritualen begleitet, die Glück bringen sollen.
Es wird an die Verstorbenen gedacht. Halloween ist auch solch ein in diesen Zeitraum fallender Feiertag, aber die Esten haben ihre eigenen landestypischen Varianten: Mardipäev (Martinstag) und Kadripäev (Tag der Heiligen Katharina).
Traditionelle Feierlichkeiten zu Hingedepäev, dem estnischen Allerseelen-Tag
Oft heizten die Familien die Sauna für die Verstorbenen an und bereiteten eine Mahlzeit vor.
Die Ursprünge der estnischen Herbstfeiertage
In vielen Ländern ist die Zeit von Ende September bis Weihnachten die Zeit, zu der die Seelen der von uns Gegangenen die Lebenden besuchen. Auf diesen Zeitraum fällt das Ende der Ernteperiode und der Arbeiten auf dem Feld; die dunkelste Zeit des Jahres bringt uns auch den Winteranfang.
Man glaubte, dass man die besuchenden Seelen zufrieden stellen musste, um den Schutz der Ernte, der Schafe und des Viehs zu gewährleisten, indem man an bestimmten Tagen nicht sprach oder arbeitete und, was am wichtigsten war, den verstorbenen Seelen Nahrung anbot.
Heute wird Hingedepäev, der estnische Allerseelentag, am 2. November gefeiert, dem von der katholischen Kirche festgelegten Datum. Nach dem estnischen Volkskalender gilt jedoch der gesamte Spätherbst bis zum Jahreswechsel als „Seelenzeit“, in der die Trennung zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten verschwimmt. Graues, nebliges Wetter ist ein sicheres Zeichen dafür, dass die Seelen zu Besuch kommen.
In Aufzeichnungen aus früheren Jahrhunderten werden verschiedene Arten von Feiern erwähnt. Oft heizten die Familien die Sauna für die Verstorbenen an und bereiteten ein Essen vor. In Mulgimaa gingen weiß gekleidete Kinder von Haus zu Haus und bekamen Kuchen, Nüsse, Bohnen und Erbsen. Heutzutage zünden diejenigen, die Hingadepäev noch feiern, Kerzen in ihren Fenstern oder auf dem Friedhof an.
Mardipäev-Feier in Narva
Zu den traditionellen Kostümen gehören dunkle Farben, Tiermasken, Bettlerkleidung und künstliche Bärte.
Mardipäev und Kadripäev
Im November gibt es in Estland zwei Feiertage: den Martinstag oder Martini (Mardipäev) und den Gedenktag der Heiligen Katharina (Kadripäev). Zu beiden Feiertagen ziehen die Kinder, einem alten Brauch folgend, im Dorf von Haus zu Haus, singen, stellen Scherzfragen und sammeln Süßigkeiten. Den Martinsumzug kennen wir auch in Deutschland; in Estland sind die Kinder allerdings am Vorabend des Feiertages unterwegs.
Am Martinstag führte früher ein so genannter Mardi-Vater, der in dunkle Kleidung gehüllt war, die durchs Dorf ziehenden Kinder an und es wurde ordentlich Krach gemacht: verschiedene Instrumente wurden gespielt und Töpfe geschlagen. Wenn sie bei den Häusern ankamen, wurde dies als Zeichen für Ernteglück gewertet. Der Prozession schloss sich ein Dorffest mit Gänseessen an, dass soll Glück bringen.
Am Tag der Heiligen Katharina war es eine Kadri-Mutter, die die Kinder anführte. Sie trug helle Frauenkleider. An diesem Tag aß man Kama (eine Mehlmischung aus verschiedenen Getreiden und Hülsenfrüchten, die man in Milch oder Kefir rührt), Brei, Bohnen und Erbsen und trank dazu selbstgebrautes Bier.
Kadri, im Estnischen ein ganz gewöhnlicher Vorname für Mädchen und Frauen, gilt auch als Schutzgeist für das Vieh. Demnach sollte dieser Feiertag den Kühen und Schafen den Winter hindurch Glück bescheren.
Estlands Wurzeln liegen auf dem Land
In der Vergangenheit war Estland eine weitgehend landwirtschaftlich geprägte Gesellschaft, und die Familien waren für ihren Lebensunterhalt auf ihre H
Die heutigen Bräuche in einer modernen Gesellschaft
Das moderne Estland ist zwar nicht mehr die ursprüngliche Agrargesellschaft von einst, doch Martins- und Katharinentag werden weiterhin begangen, besonders in Kleinstädten und auf dem Land. An Martini ziehen die Schulkinder sich dunkle Kleidung an und singen das mardilaul (Martinslied), damit man sie einlässt. Am Tag der Heiligen Katharina tragen sie helle Farben und singen das kadrilaul (Katharinenlied).
Wenn Sie mehr über die beiden wichtigsten Herbstfeste in Estland erfahren möchten, besuchen Sie das Freilichtmuseum in Tallinn. Nur eine zwanzigminütige Busfahrt vom Stadtzentrum entfernt, werden Sie sich in ein früheres Jahrhundert zurückversetzt fühlen. Auf dem Gelände wurden Bauernhöfe und Häuser aus verschiedenen Regionen und Epochen der estnischen Geschichte nachgebaut, und zu den traditionellen estnischen Feiertagen finden in der Regel besondere Veranstaltungen statt.
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Last updated
18.10.2024