Bären, Elche, Robben, Vögel – Wildtiere in Estland
In den Wäldern und an der Küste des Landes besteht reichliche Gelegenheit zur ausführlichen Tierbeobachtung.
Die estnische Natur bietet eine große Vielfalt. Sie beherbergt etliche Wildtiere und offenbart im Wechsel der Jahreszeiten stets neue und überraschende Versionen ihrer selbst. Lange Küstenlinien, tiefe Wälder, malerische Seen und Flüsse und geheimnisvolle Sümpfe bieten Raum für das verborgene Leben von Vögeln, Robben, Bären und vielen anderen tierischen Gesellen.
Estland ist als Rückzugsort für geschäftige Städter, die der Hektik entfliehen und die sauberste Luft der Welt atmen wollen, einfach ein Muss. Etwa die Hälfte des Landes ist von Wald bedeckt. Daher ist Estland ein toller Ort zum Wandern und um Flora und Fauna zu erkunden, die im Vergleich zu den übrigen europäischen Ländern schon sehr besonders ist.
Im Winter, wenn das Land mit Schnee bedeckt ist, können Sie wunderbar die Fährten wilder Tiere suchen. Das Land beherbergt wild lebende Arten, die in weiten Teilen Europas verschwunden sind. Der majestätische Elch zum Beispiel ist schon aus der Ferne ein unvergesslicher Anblick. Besonders bemerkenswert ist die Anzahl der Vogelarten, die man in Estland beobachten kann.
Neben den in Ländern wie Finnland ebenfalls verbreiteten Tieren wie Braunbären, Elchen, Luchsen, Wölfen, Hasen und Wildschweinen kann man in Estland auch einige selbst in Skandinavien ansonsten selten gewordene Arten beobachten, da sie in den vergangenen Jahren hier wieder angesiedelt wurden. Der Rothirsch beispielsweise oder – ja! – die Wühlmaus, die auf Hiiumaa eine neue Heimat gefunden hat.
Im Matsalu Nationalpark
Für passionierte Vogelfreunde, professionelle Ornithologen und begeisterte Hobbyfotografen ist Estland gleichermaßen ein lohnendes Reiseziel.
Ein Paradies für Vogelbeobachter
Die Möglichkeiten zur Beobachtung von Wildtieren hängen ganz von der Jahreszeit ab. Im Frühling, Sommer und Herbst kann man die meisten Tiere sehen, aber im Winter halten viele Tiere Winterschlaf und ziehen sich deshalb zurück. Es lohnt sich daher, bei der Planung einer Tierbeobachtungsreise die richtige Jahreszeit zu berücksichtigen.
Kein Ort in Estland sieht das ganze Jahr über gleich aus. Im Sommer verwandelt sich das ehemalige Winterwunderland in ein üppiges Paradies, das zum Wandern und Campen, Kanufahren und Schwimmen einlädt, entweder am Meer oder im Landesinneren. Zahlreiche natürliche Seen, Flüsse und endlose Sandstrände bieten eine natürliche Alternative zum traditionellen Strandurlaub, den man hier allerdings ebenfalls verbringen kann!
Im Frühjahr ist der Westen des Landes ein beliebtes Ziel für Vogelbeobachter. Touristen mit Ferngläsern aus der ganzen Welt kommen jetzt an die estnische Küste, um Millionen von Zugvögeln zu beobachten. Während der Frühjahrsüberschwemmungen, der so genannten fünften Jahreszeit, zeigen sich die Karstlandschaften in einem neuen Gewand - ebenso wie der Soomaa-Nationalpark, der jetzt in Teilen überflutet wird und nur mit dem Kanu erkundet werden kann.
Während der Vogelzugsaison können in Estland bis zu 380 verschiedene Vogelarten beobachtet werden, darunter sechs Adlerarten und acht Lerchenarten. Allerdings sollten Sie den Zeitpunkt sorgfältig wählen: Die beste Zeit für die Vogelbeobachtung ist der Frühling, von März bis Mitte Juni.
In Estland wird jedes Jahr der Vogel des Jahres gewählt. Der Vogel des Jahres 2022 wird der Große Brachvogel sein. Er ist der am langsamsten fliegende Vogel der Welt und er kann an der estnischen Küste gesichtet werden.
Der Elch
Das majestätische Tier ist in Estland häufig anzutreffen. Im Winter muss man raten: Männchen oder Weibchen, denn da werfen die Bullen ihr Geweih ab.
Die Raubtiere des Landes
Estland hat eine sehr dichte Population verschiedener Raubtiere, darunter Bären, Luchse und Wölfe. Man kann ihren Spuren in den Wäldern folgen und mit etwas Glück sogar einem begegnen. Mit Ausnahme der Bären im Frühjahr, geht von den Räubern für den Menschen keine Gefahr aus; sie gehen Kontakten lieber aus dem Weg. Trotzdem sollte man natürlich Vorsicht walten lassen und Raubtierbeobachtungen am besten unter kundiger Anleitung durchführen.
Der Bär
Neben Wölfen können Sie in Estland auch Bären begegnen, denn das Land beherbergt über 1.100 Exemplare (Stand: Herbst 2023) Das riesige Waldtier genießt im Land großen Respekt; der Braunbär wurde 2022 zu Estlands Tier des Jahres gewählt.
Viele tieraffine Besucher sind von Bären besonders fasziniert. Deshalb hat Estland in den vergangenen Jahren mehrere Bärenbeobachtungsstände errichtet; es werden auch zahlreiche Exkursionen zur Bärenbeobachtung zwischen April und Oktober angeboten. Die Wahrscheinlichkeit, einen Bären von einem Bärenstand aus zu sehen, liegt bei fast 98%. Außerdem geraten oft andere Waldbewohner wie Waschbären, Füchse, Dachse und Waldvögel in das Blickfeld.
Quelle: Remo Savisaar, Visit Estonia
Bären-Beobachtungstouren
Fünf Tipps zur Bärenbeobachtung in Estland
- Seien Sie leise - Bären sind sehr scheue Tiere und haben Angst vor menschlichen Begegnungen. Je lauter die Gruppe ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sich ein Bär nähert.
- Achten Sie auf Spuren - Auf hartem Untergrund läuft ein Bär normalerweise mit schmalen Schritten. Auf weichem und absinkendem Gelände - wie z. B. im Tiefschnee - geht der Bär mit deutlich gespreizten Beinen und legt seine Vorder- und Hinterbeine in dieselbe Spur.
- Seien Sie geduldig - Da Bären sehr scheu sind, können Sie sie am besten entdecken, indem Sie geduldig in einem eigens dafür gebauten Beobachtungsstand warten. Sie werden dich nicht sehen, aber du wirst sie sehen.
- Achten Sie auf Anzeichen - Bären reiben, beißen oder kratzen oft an Bäumen, um ihr Revier zu markieren, und hinterlassen Kadaver, nachdem sie sich von ihnen ernährt haben. Wenn Sie eines dieser Anzeichen sehen, ist ein Bär wahrscheinlich nicht weit entfernt.
- Seien Sie immer vorbereitet - Lassen Sie Ihre Kamera mit den richtigen Einstellungen eingeschaltet und nehmen Sie den Objektivdeckel immer ab. Man weiß nie, wann ein Bär auftaucht.
Robben
Estland verfügt über eine relativ große Robbenpopulation. Eine Zeit lang ging sie aufgrund der Verschmutzung der Ostsee zurück, hat sich jedoch in den vergangenen Jahren erfreulicherweise wieder stabilisiert und nimmt derzeit leicht zu. Man schätzt den Bestand vor den Küsten Estlands derzeit auf über 4.000 Exemplare.
Die Kegelrobbe ist das größte Meeressäugetier und die verbreitetste Robbenart in der Ostsee. Die Tiere sind sehr interessiert an Menschen, scheinen Musik zu lieben und eine Begegnung mit ihnen in freier Wildbahn ist ein beeindruckendes Erlebnis. An der Küste gibt es viele Möglichkeiten, eine geführte Robbenbeobachtungstour mit dem Boot zu buchen.
Neben der Kegelrobbe kann man in Estland theoretisch auch Seehunde antreffen. Praktisch sind diese Tiere sehr empfindlich, reagieren auf jede Wasserverunreinigung und meiden deshalb die Umgebung menschlicher Siedlungen.
Quelle: Mati Kose, Visit Estonia
Robben-Beobachtungstouren
Der Wolf
Der Wolf wurde vor Kurzem zum Nationaltier Estlands gewählt, über das es viele Legenden gibt, die bis ins Mittelalter zurückreichen. Ganz unumstritten ist das Raubtier auch in Estland nicht; allerdings haben auch hier Wölfe seit mehr als 150 Jahren keine Menschen mehr angegriffen. Im Jahr 2018 gab es in Estland rund 260 Wölfe, die in 20-25 Rudeln organisiert sind. Estnische Wölfe leben in abgelegenen Gebieten und werden dort legal bejagt, um ihren Bestand zu kontrollieren.
Quelle: Paul Meiesaar, Visit Estonia
Denken Sie bitte daran, die Tiere zu respektieren!
Estland ist stolz auf seine Natur und die große Vielfalt seiner Fauna. Verschiedene Tierarten zieren beispielsweise die Seiten des estnischen Reisepasses. Auch die große Bedeutung, die im Land den Nationalparks verliehen wird, ist ein Zeichen für diese Wertschätzung.
Die sechs Nationalparks Estlands bieten hervorragende Bedingungen für Begegnungen mit etlichen verschiedenen Tieren in freier Wildbahn und sind jeden Besuch wert!
Die sechs Nationalparks in Estland
Wenn Sie Tiere beobachten, denken Sie bitte daran, ihren Lebensraum zu respektieren und sie möglichst in Ruhe zu lassen. Da die Nähe zur Natur ein wichtiger Bestandteil der estnischen Lebensweise ist, ist das Land der Ansicht, dass der Mensch immer zu Gast in der Natur ist. Man sollte also stets darauf achten, nicht unnötig in das Leben der Tiere einzugreifen und auch auf Fütterung verzichten.
Übrigens sind in ganz Estland diverse Wildtierkameras verteilt, mittels derer man die estnische Fauna auch vom heimischen Wohnzimmer aus beobachten kann. Oft genug entstehen in jeder Saison regelrechte Fan-Gruppen, weil ein besonders keckes Tier immer wieder vor der Kamera auftaucht – oder die beobachtenden Menschen ihr Herz zwei Jungadlern geschenkt haben, die sie während ihrer „Kindergartenzeit" in ihrem Horst beobachten.
Auch Luchse stromern durch Estland
Im Wald sind sie meist nur in der Zeit anzutreffen, wenn sie Junge haben.
Lassen Sie sich inspirieren ...
Last updated
22.10.2024